Anna Coreth

Anna Coreth entstammte einer alten Tiroler Adelsfamilie und wurde am 25. Dezember 1915 in Innsbruck geboren. Ihr Vater war von 1945 bis 1947 Präsident des Verwaltungsgerichtshofes, ihr Bruder Emmerich SJ ein bekannter Philosoph und Theologe in Innsbruck. Von 1936 an absolvierte sie das Doktoratsstudium der Geschichte an der Universität Wien, das sie 1940 mit einer Dissertation über Maximilians politische Ideen im Spiegel der Kunst abschloss. Daneben belegte sie einen Lehrgang am Institut für österreichische Geschichtsforschung.

Von 1940 bis 1944 war sie als Vertretung Assistentin am Institut für Geschichtsforschung. Erst am 1. Februar 1946 – nach dem Ende eines Widerstands der NS-Stellen – bekam sie eine Stelle am Haus-, Hof- und Staatsarchiv, das bis zu ihrer Pensionierung 1978 die Stätte ihres beruflichen Wirkens blieb und dessen Direktorin sie 1976 als erste Frau wurde.

Ihre umfassenden Kenntnisse, ihr hohes Verantwortungsbewusstsein, ihre Hilfsbereitschaft und große Bescheidenheit wurden von Mitarbeitern und Besuchern stets sehr geschätzt. Ihre akribisch recherchierte wissenschaftliche Arbeit galt vorwiegend religiösen Themen. Ihr Hauptwerk „Pietas Austriaca“ (in zwei deutschen Auflagen 1959 und 1989 und in englischer Übersetzung 2004 veröffentlicht) zeichnet die bewusst gelebte eucharistische und marianische Frömmigkeit der Habsburger in der Barockzeit. Als Ausdruck der Wertschätzung verlieh ihr die katholisch-theologische Fakultät der Universität Wien am 11. April 1984 als erster Frau das Ehrendoktorat. In ihrer großen Bescheidenheit meinte sie, die Ehrung gelte eigentlich der Legion und der Muttergottes…
Auch als Archivarin und Historikerin war sie getragen von einem unerschütterlichen Glauben, der aber nach ihrem Ausscheiden aus der beruflichen Tätigkeit noch mehr zum Tragen kam.

1949 wurde die Legion Mariens in Österreich gegründet, und Anna Coreth gehörte seit dem 2. Treffen zu den Gründungsmitgliedern, die sich um Univ. Prof. Dr. Friedrich Wessely bei den Salesianerinnen trafen. In der Folge war sie mehrfach Amtsträger im Senatus, sie war aktiv bei der Ausbreitung dieser Bewegung und übernahm auch schwierige Aufgaben, so etwa ab1957 geheime Reisen in den noch kommunistischen Osten (vor allem nach Polen und Kroatien, unter dem Decknamen „Eskadron“), um dort die Legion einzuführen. Bis zuletzt war sie mit beispielhaftem Eifer im Apostolat tätig, stets bereit, neue Aufgaben zu übernehmen.
Durch die großzügige Spende einer Eigentumswohnung in der Innenstadt konnte der Senatus das neue Hauptquartier in der Rochusgasse erwerben.

Sie gehörte dem Freundeskreis an, der die Gründung des Zisterzienserinnenklosters Marienfeld in Maria Roggendorf (eine Frucht der dort ab1969 gefeierten Monatswallfahrten für die Kirche) vorbereitete.

Neben der Marienverehrung galt ihre Liebe dem heiligsten Herzen Jesu. Sie war aktives Mitglied der „UNIO COR JESU“, eines Vereins zur Förderung der Herz-Jesu-Verehrung. Mehrere Aufsätze („Die Verehrung des Heiligsten Herzens und die Krise der Gegenwart“; „Predigten über das göttliche Herz Jesu im 18. Jhdt. in Wien“) mündeten in ihre letzte große Schrift: „Liebe ohne Maß: Geschichte der Herz-Jesu-Verehrung in Österreich im 18. Jh.“ (Maria Roggendorf: Salterrae 1994).

Anna Coreth ging heim am 3. Juni 2008 im 93. Lebensjahr und wurde im Familiengrab in Innsbruck-Hötting beigesetzt.